Audis Weg zur E-Mobilität – Kreuzfahrt oder Odyssee?
28.08.2019
Nora Heer
Audis Weg zur E-Mobilität – Kreuzfahrt oder Odyssee?
In zwei, spätestens drei Jahren werde Audi Elektro-Benchmark sein, kündigt der Chef von Audi, Bram Schot, in einem Interview mit dem Manager-Magazin an, Audi werde die Konkurrenz auf dem Markt für Elektroautos überholen. Bis 2025 will der Autokonzern 40 % der Neuwagen mit Elektro- oder Hybridantrieb ausliefern und die Führungsrolle im Bereich CO2-neutraler Premium-Mobilität übernehmen, so der Vorstandsvorsitzende auf der Hauptversammlung der Audi AG.
Um diese Ziele zu erreichen, sind hohe Investitionen nötig. Deshalb ist Sparen angesagt. So sollen manche Stellen entfallen, wenn sie – etwa durch Kündigung oder Rentenaustritt – frei werden. Auch eine mittlere Management-Ebene will Bram Schot vollständig abschaffen. Für die rund 60 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin Ingolstadt und Neckarsulm gilt bis 2025 allerdings ein Kündigungsschutz. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis dahin ausgeschlossen. Über mögliche Kündigungen, die einen Teil der restlichen rund 30 000 Mitarbeiter betreffen, will die Konzernspitze noch mit dem Betriebsrat verhandeln.
Transformationsprozess angeschoben
Die Umstrukturierung bei Audi, der Transformationsprozess auf dem Weg zur E-Mobilität sei, so der Vorstand, bereits in vollem Gange. Strukturen und Prozesse sollen verschlankt und die Zeit von der Planung bis zur Umsetzung verkürzt werden. Ein international besetzter Kundenbeirat soll darauf achten, dass die Audi-Produkte stärker als bisher auf für Kunden relevante Bedürfnisse ausgerichtet sind. Verschiedene Audi-Töchter (z.B. Autonomous Intelligent Driving) arbeiten bereits agil, sodass sie rasch auf veränderte Bedingungen in der Automobilwelt reagieren können.
Bedenken der Aktionäre
Das klingt zwar durchdacht und auch die Umsetzung ist bereits angeschoben, doch die Ziele des Audi-Vorstands bleiben ehrgeizig. So sind zum Beispiel einige Aktionäre skeptisch, ob es richtig ist, dass Audi so vehement auf E-Mobilität setzen will. Einerseits, weil Elektroautos noch nicht die Reichweite besitzen wie Benziner, andererseits weil für die Herstellung der Batterien Rohstoffe benötigt werden, für die die Menschen in anderen Ländern einen hohen Preis zahlen – Stichworte: Kinderarbeit und Umweltzerstörung.
Weitere Hürden
Auch die Sache mit den personellen Umstrukturierungen und möglichen Kündigungen ist noch nicht ausgestanden. Zwar wurde der Betriebsrat mit Sicherheit vorab über die Ankündigungen des Vorstands auf der Hauptversammlung informiert und bestimmt ist davon auch einiges zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgesickert, die für eine Kündigung in Betracht kommen, trotzdem kann der Weg für den Vorstand noch steinig werden. Etwa, wenn er nur den Betriebsrat, nicht aber die einzelnen Mitarbeiter in die Entscheidungen einbezieht. So könnte eine mangelnde Arbeitsmotivation bei Mitarbeitern, die vermuten, ohnehin entlassen zu werden, die Ziele des Vorstands torpedieren.
Wichtig ist jetzt, dass die Konzernspitze den Mitarbeitern zuhört, die für Kündigungen infrage kommen, und auf ihre Wünsche eingeht. Eine intensive Kommunikation, bei der sich jeder Mitarbeiter mit seinen Bedürfnissen und Ängsten wahrgenommen fühlt, kann vieles abmildern. In einem so großen Konzern wie Audi ist das zum Beispiel möglich, indem die Feedbacks der Mitarbeiter gesammelt und in einem Chart dargestellt werden. So sieht Leitung des Konzerns auf einen Blick, was die Mitarbeiter bewegt. Dann können auch die Führungskräfte zeigen, ob sie verstanden haben, was agiles Arbeiten bedeutet: Schnell auf die Bedürfnisse der relevanten Personengruppe(n) zu reagieren, um die eigenen Ziele zu erreichen. Wir können gespannt sein!